Anleitung zur Herstellung eines Pelletsubstrats
In dieser Anleitung erkläre ich Ihnen, wie Sie ein Pelletsubstrat herstellen, um schnell und einfach eine 3 Kg-Pilzkultur anzulegen.
Zur Herstellung einer unsteril hergestellten Pelletsubstrat-Kultur benötigen Sie folgende Materialien:
1 Kg Holz- oder Strohpellets
1 Pilzzuchtbeutel
10 Gramm Calciumcarbonat (gelöschter Kalk)
500 Gramm Körnerbrut, welche Sie auch schnell und unkompliziert aus meinen Flüssigbruten und unbeimpften Körnerbrut-Beuteln herstellen können.
Folgende Utensilien sind nötig, um das Ausgangsmaterial zu entkeimen:
1 Wasserkocher
1 möglichst großer Kochtopf
1 doppelter Boden für diesen Topf z.B. ein Siebgitter oder Metalleinsatz
1 oder mehrere Holz- oder Metallklammern
1) Sie beginnen mit der Befeuchtung und der Pasteurisation der Pellets im Beutel.
Bringen Sie dazu genau 1,6 Liter Wasser zum Kochen. Befüllen Sie den Beutel mit den Pellets und dem Kalk. Danach falten Sie den Beutel im oberen Bereich wieder sauber in die ursprüngliche Form zurück und verschweißen ihn mit einem Balkensiegler oder verkleben ihn mit einem doppelten Streifen Panzertape.
Stellen ihn den Beutel aufrecht in einen sauberen Eimer, der Filter bleibt auch beim späteren Handling immer oben. Dieser ist robust und reißfest, spätere Krümel, die an der Innenseite hängenbleiben, sollen Sie nicht stören. Schneiden Sie dann eine der oberen Ecken wieder soweit ab, daß Sie einen größeren Trichter einführen können.
Gießen Sie dann das sprudelnd kochende Wasser durch den Trichter in den Beutel. Anschließend knicken Sie die angeschnittene Ecke leicht um und fixieren die Falz
mit einer Holz- oder Metallklammer.
Geben Sie jetzt den Pellets 2 Stunden Zeit, um komplett aufzuquellen. Fügen Sie bitte keine weiteren Zutaten hinzu, bei diesem Verfahren sind Zuschlagstoffe nicht erlaubt.
2) Nach frühestens 2 Stunden erfolgt die zweite Stufe der Entkeimung. Diese ist nicht zwingend erforderlich, erhöht die Erfolgsaussichten aber noch deutlich. Wenn Sie sich diesen Schritt sparen wollen, fahren Sie unmittelbar mit Schritt 4 fort.
Heben Sie zum empfohlenen weiteren Pasteurisierungsschritt den Beutel in den Kochtopf und stellen Sie ihn auf den doppelten Boden. Füllen Sie soviel Wasser in den Topf, daß es etwa 5 cm hoch im Topf steht. Der Beutel darf im unteren Abschnitt im Wasser stehen, jedoch den Topfboden nicht direkt berühren. Metallsiebe oder Drahtkörbe sind als Abstandshalter geeignet, Teller eher nicht.
Stellen Sie den Topf auf den Herd und warten Sie, bis das Wasser zu kochen beginnt. Drehen Sie dann die Hitze des Herds auf ein Minimum herunter, wie Sie es vielleicht für die Zubereitung von Milchreis machen. Das Wasser braucht während der nächsten 2 Stunden nicht kochen, es darf aber auch nicht unter 70°C abkühlen.
Eine permanent höhere Temperatur um 95°C erhöht natürlich die Erfolgsaussichten.
Lassen Sie den Kochtopfdeckel permanent aufliegen, kontrollieren Sie halbstündlich und drehen Sie die Flamme nochmals kurz auf, wenn Sie das Gefühl haben, daß die Temperatur zu stark abgesunken ist. Füllen Sie ggfs. Wasser nach, falls zuviel aus dem Topf verdampft ist. Nach 2 Stunden (besser 3) in der Sauna schalten Sie die Hitzequelle ab und lassen den Topf mitsamt Deckel über Nacht abkühlen.
Sie können den Pasteurisations-Prozess auch in einem mit Wasser gefüllten Bräter
im 90° C heißen Ofen durchführen.
Auch eine Mikrowelle ist geeignet. Schalten Sie das Gerät auf kleinster Leistung während eines gesamten Tages wiederholt solange an, bis der Beutel sich sehr heiß anfühlt. Diesen Prozess nennt man Tyndallisation. Mit jeder erneuten vorsichtigen Erhitzung töten Sie die frisch geschlüpften Sporen Ihrer Gegner (Bazillen, Hefen, Schimmel, andere Pilze) zuverlässig ab. Nach 3 - 4 solcher viertelstündigen Behandlungen gilt ihr Substrat als ausreichend entkeimt.
Falls Sie bereits einen Dampfdruckkochtopf besitzen, können Sie den Beutel mit dem Pelletsubstrat natürlich auch richtig sterilisieren. In dem Fall ist auch das Zufügen von weiterem Kraftfutter wie Kleie oder Getreide möglich, belassen Sie die Menge aber bei höchstens 100 Gramm. Lassen Sie zur Druckbehandlung die hitzebeständige Klammer auf dem Beutel, aber versiegeln sie die Öffnung unbedingt sofort nach Entnahme aus dem heißen Topf. Lassen Sie unverschweißte Beutel besser nicht über Nacht im Kessel auskühlen. Zur Beimpfung des Blocks nach Erkaltung gehen Sie genauso vor wie weiter unten beschrieben.
3) Nehmen Sie am nächsten Tag (oder frühestens nach kompletter Erkaltung) den Beutel aus dem Topf, dem Bräter oder der Mikrowelle. Mischen Sie die Pelletmasse aber noch nicht durch, den "Hackbraten" krümeln Sie erst später auf.
Falls Sie keinen Balkensiegler für den gleich benötigten zuverlässigen Wiederverschluß zur Verfügung haben, legen Sie sich mehrere, bereits
abgezogene Streifen Panzertape bereit. Seien Sie nicht geizig damit,
kalkulieren Sie ruhig einen ganzen Meter.
Installieren Sie nun eine vertikale Hitzequelle. Geeignet ist ein flacher breiter Topf, den Sie mit Wasser befüllen und zum Kochen bringen. Legen Sie ein Metallgitter oder Metallsieb auf den Topf. Dann beimpfen Sie gleich über heißem Dampf. Sie können auch oberhalb einer geöffneten Ofenklappe oder über einer Gasflamme arbeiten. Wichtig ist das Prinzip der aufsteigenden Warmluft. Idealerweise werden während der möglichst zügig durchgeführten Impfung alle Staubteilchen in der Luft nach oben gerissen und können nicht im Substrat landen. Die Beimpfung in einer Impfbox
(SAB- Still air box) oder vor einem Hepafilter mit laminarer Luftströmung (Flowhood)
macht den Erfolg noch wahrscheinlicher.
Desinfizieren Sie inzwischen zuerst die Schere und dann den Beutel mit dem Brutmaterial. Befeuchten Sie dafür sauberes Küchenpapier mit alkoholischer Desinfektionslösung und reiben den Brutbeutel allseitig intensiv und wiederholt ab. Der Filter kann die Behandlung schadlos vertragen, das Material erscheint lediglich etwas transparent.
Desinfizieren Sie jetzt auch Ihre Hände und Unterarme intensiv. Ab sofort gilt die höchste Hygienestufe, je strikter Sie diese einhalten können, desto wahrscheinlicher ein Zuchterfolg.
4) Rollen Sie den Brutbeutel auf volle Länge aus und versuchen Sie vorsichtig, den Inhalt durch Kneten und Schütteln aufzulockern. Weil mein Herstellungsverfahren nur wenig Luft im Beutel lässt, kann dieser Vorgang durchaus ein paar Minuten dauern. Stupfen Sie am Ende den Beutel so auf, daß der Filter oben steht und sich
alle Körner unterhalb des Filters befinden. Stellen Sie den Brutbeutel dann
auf einem frischen Stück Küchenpapier ab und legen Sie die Schere daneben.
Auf Latexhandschuhe können Sie verzichten, bei empfindlicher Haut sind diese aber trotzdem empfehlenswert. Benutzen Sie Desinfektionsmittel bitte auch, wenn Sie solche Handschuhe tragen!
Stellen Sie dann den Beutel mit der inzwischen abgekühlten, pasteurisierten Pelletmasse auf die dampfende Arbeitsfläche über dem Topf oder eine andere improvisierte Arbeitsfläche oberhalb einer starken Hitzequelle wie eine geöffnete Ofenklappe oder einen Gaskocher. Halten Sie ausreichend Sicherheitsabstand,
bei offenen Gasflammen bitte mindestens 40 cm.
Ab dem Moment muss alles sehr akkurat, aber auch sehr schnell gehen.
Öffnen Sie mit der sauberen Schere den Brutbeutel. Je mehr Sie vom oberen Teil des Beutels abschneiden, umso leichter fallen die Körner gleich heraus. Öffnen Sie dann den Beutel mit der Pelletmasse durch einen Horizontalschnitt direkt unter der oberen Siegelnaht. Vermeiden Sie bei der jetzigen Beimpfung, mit den Fingern oder dem Brutbeutel die Innenseite des Substratbeutels zu berühren. Ziehen Sie den Beutel an den Außenwänden so auseinander, daß sie eine Öffnung erhalten, in die Sie die Brut dann einfach hineinschütten. Trauern Sie heruntergefallenen Körnern nicht nach und verwenden Sie diese nicht! Nehmen Sie jetzt schnell den Beutel wieder von der heißen Arbeitsfläche. Verschließen Sie dann sofort den oberen Rand des Beutels mit einem Balkensiegler oder dem Panzertape.
Generell sind weitere helfende Hände hilfreich! Eine vorherige "Trockenübung" mit den unbefeuchteten Pellets und einem kleinen Beutel mit Pellets als "Brutersatz" verschafft Ihnen eine Sicherheit, den Prozess später innerhalb weniger Sekunden zu bewerkstelligen. Prüfen Sie abschließend mit einer genauen Kontrolle, ob die Siegelnaht 100%ig dicht ist, fixieren Sie Panzertape durch sorgfältiges Anschmiegen und Anpressen. Die Kombination von Verschweißung UND Verklebung bietet die Garantie, daß der Beutel beim Einmischvorgang wirklich nicht aufreisst.
4) Dann beginnt der Einmischprozess. Heben Sie den Beutel hoch und bewegen Sie ihn mehrfach um die eigene Achse. Durch vorsichtiges Hin- und Herdrehen oder ein gefühlvolles Durchkneten verteilen Sie jetzt die Brut im Substrat und lockern gleichzeitig die Pelletmasse auf. Kalkulieren Sie für diese Arbeit mindestens 5 Minuten ein. Die Masse muß am Ende komplett aufgelockert sein und absolut homogen aussehen, Körner müssen an jeder Stelle des Beutels sichtbar sein, nicht nur im oberen Bereich.
Andere Methoden, die Brut einzumischen, z.B. durch ein Hereingreifen in den unverschlossenen Beutel sind nicht zugelassen. Die Einmischung muß von außen durch den geschlossenen Beutel erfolgen.
Stellen Sie dann den Beutel mit dem Filter nach oben aufrecht hin. Klopfen Sie Substratanteile, die an der inneren Beutelwand hängen, durch Fingerschnippen herunter. Pressen Sie dann den ganzen Substratblock von oben zusammen, um ihn zu komprimieren. Idealerweise formen Sie den gesamten Block zu einem rechteckigen Ziegel mit möglichst flachen Oberflächen.
Jetzt ist Ihr erstes selbstgemachtes Substrat beimpft! Lassen Sie anfangs den oberen Beutelüberstand mitsamt Filter über dem Substratblock aufrecht stehen, falten Sie den Überstand nicht zusammen. Legen Sie Ihre Kultur in einen großen Karton und verfrachten Sie diesen an einen warmen Ort, Temperaturen von 22°C bis 25°C sind jetzt erwünscht. Stören Sie in den nächsten Tagen die Kultur möglichst nicht, warten Sie mit einer genaueren Inspektion, bis das Myzelwachstum deutlich eingesetzt hat.
Das weitere Vorgehen entnehmen Sie bitte den Anleitungen zur jeweiligen Pilzart.