Was genau ist eigentlich REISHI ?

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Immer noch sorgt der Begriff "Reishi" bei Pilzfreunden, Züchtern und alternativen Heilern für Verwirrung. Ein sagenumwobener Heilpilz, der auch in unseren 
Wäldern wachsen soll?

Reishi ist ein ungeschützter und oft mißbräuchlich verwendeter Überbegriff für verschiedene Lackporlings-Arten und wird regelmäßig für gelbe, rote, braune oder sogar schwarze Arten der Gattung Ganoderma benutzt. Zuchtparameter, Wachstumsverhalten und Wirkstoffgehalte unterscheiden sich allerdings
nach Herkunft und Art.

Viele Händler von Pilzprodukten und Pilzkulturen, aber mittlerweile auch viele Pilzsucher, nennen ihre Lackporlinge einfach "Reishi", ohne überhaupt verbindlich sagen zu können, um welche Pilzart es sich handelt. Bei den Lackporlingen gibt es aber mindestens 80 Arten. Die Verwendung und Einhaltung der korrekten Taxonomie sollte die wichtigste Voraussetzung für den Handel mit Naturprodukten sein.

Sogar renommierte Lehrseiten verbreiten die Annahme, mit Reishi sei der auch bei uns wachsende Glänzende Lackporling
Ganoderma lucidum gemeint.
Sie suggerieren damit, dieser würde auch in Fernost wild vorkommen und seit 4000 Jahren hochverehrt. Aber dem ist nicht so, wie man seit ein paar Jahren weiß.
Glänzende Lackporlinge sind eine vorwiegend europäische Art, die östlichsten Funde stammen aus Westchina. Reishi ist aber ein japanisches Wort, und in Japan kommt
Ganoderma lucidum nicht natürlich vor.

In der gesamten alten asiatischen Heilkunst wird der Geschmack echter Reishis zudem als sehr bitter beschrieben. Tatsächlich erhalten Sie in chinesischen oder japanischen traditionellen Kräuterapotheken keinen Ling-Zhi oder Reishi, der nicht wirklich richtig bitter ist. Glänzende Lackporlinge sind hingegen so gut wie gar nicht bitter.

Nach neuerer wissenschaftlicher Einschätzung kommen für originalen Reishi, wie er bereits vor 2000 Jahren in der Literatur der Han-Dynastie in China als "Ling-Zhi" beschrieben worden ist, deshalb eher mehrere andere Arten der Gattung Lackporlinge (Ganoderma) in Frage. 

In erster Linie ist das eine Art, die aus Referenzgründen seit 2012 als Ganoderma lingzhi  bezeichnet wird. Diese Art wird gleichgestellt mit der Art, die in zahlreichen Darstellungen in alter japanischer und chinesischer Literatur zu finden ist. Ein Bild dieses Pilzes sehen Sie oben. Auch weitere in Fernost wild wachsende Arten wie Ganoderma sinense/formosanum, G.sichuanense und G.neo-japonicum werden von Fachleuten als "originaler" Reishi eingestuft. Alle diese Arten schmecken sehr bitter. G.multipileum gilt als Ausnahme, dieser ist zwar weniger bitter, gilt aber als genauso wirkkräftig.

Der nur in Europa und Vorderasien und neuerdings auch in den USA (durch Zuchtbetriebe eingeschleppt) wachsende
G.lucidum zählt hingegen nicht zu den Pilzen, die als Reishi bezeichnet werden sollten, obwohl er ebenfalls wirkstoffhaltig und in der Kräuterheilkunde vieler Völker auch als Medizinalpilz eingestuft ist. Gleiches gilt für weitere in Europa wachsende Arten, wie z.B. dem harzigen Lackporling (G.resinaceum), dem walisischen Lackporling (G.valesiacum), dem kupferroten Lackporling (G.pfeifferi) und dem dunklen Lackporling (G.carnosum).

Auch die in Nordamerika wachsenden roten und gelben Arten wie
G.oregonese, G.tsugae oder G.curtisii, die mittlerweile zu den nächsten Verwandten der asiatischen Arten gerechnet werden, zählen streng genommen nicht dazu, obwohl ihnen eigentlich ein Platz im erlauchten "Club der echten Reishi"  zusteht. Keine der europäischen und amerikanischen Arten ist nämlich wirklich so bitter wie die asiatischen Arten.

Alle Ganoderma-Arten bilden einzigartige chemische Verbindungen, die man in Asien als tonisierend einschätzt, in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) gilt einzig Reishi als dem Ginseng ebenbürtig. Über die Wirkung der Polysacharide und der Ganodermiksäure auf den Menschen gibt es zahlreiche wissenschaftliche Publikationen, die kein Mensch ernsthaft verleugnen kann. 

Die höchste Konzentration an wirksamen Gehalten findet sich laut TCM aber tatsächlich in den Arten, die ich hier als "Original-Reishi" vertreibe. 

Die Huldigungen, die man echtem Reishi bereits im antiken China erwies, sprechen für sich. "Pilz des ewigen Lebens" nannte man ihn schon damals. Der Fund wilder Exemplare musste dem Dorfschulzen übergeben werden, dieser musste ihn dann in die "Verbotene Stadt" weiterschicken. Der Genuß des Pilzes war viele hunderte 
Jahre lang nur der Kaiserfamilie vorbehalten. Züchter des Pilzes (erste Zuchterfolge gab es bereits vor 1500 Jahren) waren somit automatisch Bedienstete des Kaiserhofes und mussten deshalb auf der Straße freundlich gegrüßt werden. Verweigerer dieser Würdigung mussten mit einer "Umerziehung" durch ein paar Stockhiebe des Dorfpolizisten rechnen.

Gerne stelle ich Ihnen hier diesen Link auf eine Laboranalyse meiner beiden Hauptlinien, dem Europäischen glänzenden Lackporling (Ganoderma lucidum) und dem Chinesischen Lackporling (Ganoderma lingzhi) zur Verfügung. 
In dieser wissenschaftlichen Arbeit wird explizit auf die markanten Unterschiede der beiden Pilzarten eingegangen und auch der geschichtliche Hintergrund der jahrezehntelangen Fehleinordungen der Arten beleuchtet. Auf die unterschiedlich hohen Gehalte an Triterpensäure wird deutlich hingewiesen. Die Fallstudie unterstreicht klar die Bedeutung der Taxonomie für die kommerzielle Nutzung von Pilzen.

Oft findet sich in Pilzprodukten mancher Händler tatsächlich "echter" Reishi, obwohl das Produkt als Glänzender Lackporling ausgewiesen wurde. Das liegt daran, daß man in China meist G.lingzhi oder G.multipileum produziert und nicht den europäischen G.lucidum. Wegen der Verwirrung über die Begrifflichkeit und der  Anhaftung an veraltete Namenskonventionen bezeichnen viele Händler diese Produkte aber dann fälschlicherweise als G.lucidum. Andererseits werden Produkte aus europäischer Produktion, die tatsächlich ausschließlich G.lucidum enthalten, regelmäßig als "Reishi" vermarktet.

Jüngst durchgeführte amerikanische Laboruntersuchungen von Reishi-Produkten unterschiedlicher Provinienzen lieferten ein erschreckendes Bild über die am internationalen Markt erhältliche Qualität. Viele der getesteten Produkte enthielten nur Spuren des Pilzes, oft wurde bestenfalls industriell im Bioreaktor erzeugtes Myzel oder durchwachsenes (und danach vermahlenes) Getreide verwendet, keine echten Fruchtkörper. Meist handelte es sich bloß um sprühgetrocknete Extrakte aus wässrigen Auszügen des Pilzes. Oft waren die Produkte sogar mit Pulvern
anderer Pilze oder sogar Streckmitteln wie Milchzucker verfälscht.

Sie sollten beim Kauf von Pilzprodukten stets darauf schauen, was der Händler Ihnen zum Produkt erzählt. Die Verwendung von irreführenden Begriffen ist weit verbreitet. Solange der Händler nicht erklärt, was genau in seinem Produkt enthalten ist und warum, sollten Sie vom Kauf absehen. Viele Zuchtpilze aus der VR China, die für viele Produkte als Basis herhalten müssen, gelten als stark mit Umweltgiften belastet.

Lassen Sie sich nicht von angegebenen Beta-Glukan-Gehalten täuschen, wenn Sie Pilzprodukte einkaufen. Solange diese nicht eindeutig als vom Pilz stammend spezifiziert wurden, sind solche Aussagen nichts wert. Getreide enthält nämlich auch Beta-Glukane. Ein einfacher Jodtest beweist Ihnen, ob überhaupt nennenswerte Mengen der wertvollen Stoffgruppe im Produkt vorliegen.

Als Faustregel für eingekaufte Extrakte und vermahlene Fruchtkörper vom Reishi gilt: Je bitterer, desto besser. Wenn ihr Produkt eher süß und wenig bitter ist, haben Sie nur mäßig starke Qualität erworben. Oftmals enthalten solche Produkte nur den (im direkten Vergleich) minderwertigen Ganoderma lucidum. Wenn Sie sich ganz sicher sein wollen, wirklich originalen Reishi in der Tasse oder Kapsel zu haben, züchten Sie diese Arten einfach selber zuhause.

Mit allen Reishiarten können Sie leicht eine große Menge Biomasse gewinnen, auch wenn sie keine Fruchtkörper wachsen lassen wollen oder können. Füttern Sie den Pilz mit feinstem Biogetreide und trocknen/vermahlen/verkapseln Sie den "Pilzkuchen", den Sie dann erhalten. Wenn sie die Hygienevorschriften strikt einhalten, gewinnen Sie ein Pulver, welches mit Leichtigkeit die meisten am Markt angebotenen Produkte übertrifft. Wenn Sie noch fein vermahlene (und Sporen enthaltende) Fruchtkörper beimischen, erhalten Sie einen lagerfähigen Pilz-Extrakt der Extraklasse.

Als Tee aufgegossen entfaltet jeder Reishi ein herbes, bitteres und oft auch erdiges und holzig/harziges Aroma. Manche Arten machen einen eher hellen, mäßig bitteren Auszug, andere sind generell dunkler oder bitterer. Eine Kombination im Tee, zusammen mit
Chaga und dem Birkenporling, gilt mir als Lebenselixier. 
Andere schwören auf ein selbstgebrautes Bier, welches mit Reishi anstatt Hopfen gebittert wurde. 

Einen optimalen Aufschluß der Wirkstoffe erreicht man allerdings erst mit einem Verfahren, bei dem auch die fettlöslichen Triterpene erfasst werden. 

Eine Dreifach-Extraktion aus Heißwasserauszug, alkoholischem Auszug und "Frischsaft" (aus kaltem Wasserauszug, um auch die hitzelabilen Wirkstoffe zu extrahieren) scheint mir die beste Methode für Selbstversorger, sich ein hochkonzentriertes und lagerfähiges Produkt zu erzeugen. 

Die Behandlung der ganzen Fruchtkörper zur Trocknung und Weiterverarbeitung erfolgt mehrstufig, da der Pilz eine komplett andere Struktur als "normale" Speisepilze besitzt. Reishis sind zäher als stärkster Kork! Mit blossen Händen werden Sie es kaum schaffen, einen trockenen Pilz überhaupt auseinander zu reissen!
Die enorme Zähigkeit ist ein Grund, warum der Pilz auch vermehrt zur 
Gewinnung von biologischen Baustoffen verwendet wird. 

Zuerst werden die Pilze intensiv abgereinigt, anfangs mit einem Pinsel, danach mit einem feuchten Küchenpapier. Bei der Zerkleinerung richtet sich dann alles nach dem gewünschten Verwendungszweck. Wenn Sie nur eine kleine Menge zu Tee verarbeiten wollen, schneiden Sie die Pilze unmittelbar nach Abreinigung in dünne Scheiben. Dafür eignet sich eine elektrische Brotschneidemaschine am Besten. Nach vollendeter Trocknung der Scheiben hacken Sie diese mit einem großen Messer mehrfach durch, um kleinere Schnipsel zu erhalten, die sie als Tee aufbrühen oder zu einem Extrakt verarbeiten können. Sie können das auch mit einer scharfen Küchenschere erledigen.

Größere Mengen verarbeiten Sie lieber maschinell und lassen dafür die ganzen Pilze am Stück trocknen. Eine einheitliche Graduierung erreichen Sie mit einer elektrischen Motorraspel. Den Pilz völlig zu einem halbwegs rieselfähigen Pulver zu verarbeiten, schaffen normale Küchenmaschinen oder Kaffeemühlen in der Regel eher nicht 
(oder nicht lange). Starke oder schwere Getreidemühlen liefern passable Ergebnisse. Zur Herstellung von flüssigen Extrakten reicht eine Zerkleinerung mit der Motorraspel völlig aus, es muß kein Pulver sein.

Mahlen Sie lieber regelmäßig kleinere Mengen frisch, statt die gesamte Ernte sofort zu Pulver oder Granulat zu verarbeiten. Die Wirkstoffe oxidieren im Mahlprodukt schneller als im intakt bleibenden Fruchtkörper.